
Verfasst von Vitali Bubb am 21.03.2025

Ob bei depressiver Verstimmung, chronischer Erschöpfung, anfänglicher Demenz, ADHS oder als „longevity-food“ (18) – Lithium wird vielfältig beworben und getestet. Ob und wann es wirkt, wann Sie aufpassen müssen mit der Einnahme und wie es richtig dosiert wird erfahren Sie in meinem neuen Blog.
Lithium ist chemisch gesehen wie Natrium ein Erdalkalimetall, steht an dritter Stelle im Periodensystem der Elemente und ist außergewöhnlich reaktionsfreudig, weshalb es meist als Salz vorliegt. Seine Namensgebung rührt von der ubiquitären Anwesenheit von Lithium in der Erdkruste (griech. „Lithos“ – der Stein). Heutzutage ist Lithium nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken, da es in fast jedem Akku (Handy, Auto…) verbaut ist.
In unserem Körper gehört es, ähnlich wie bei Zink und Selen, zu den Spurenelementen, die in geringsten Mengen ihre physiologische Wirkung entfalten. Laut Wikipedia sei es zwar „nicht essentiell“ und es habe auch „keine bekannte biologische Funktion“. Neuere Studien (1) jedoch geben Hinweise darauf, dass Lithium vielfältige Aufgaben im Körper wahrnimmt, u.a. bezüglich des Immunsystems, des Nervensystems, des Biorhythmus, der Telomer- und Mitochondrienfunktionen. Folgende Wirkmechanismen könnten dazu beitragen:
- vermehrte Ausschüttung von BDNF (brain derived neurotropic factor) – einem Wachstumsfaktor für Nervenzellen
- Hemmung des Enzyms Glykogensynthase-Kinase 3 (GSK3) (2)
- Reduktion von Neuroinflammation durch Hemmung der Interferon-gamma-Synthese (3)
- Reduktion von Darmentzündungen durch Regulation des NF-kappaB-Signalwegs (4)
- Hemmung der myo-Inositol-1-Phosphatase (5)
- Regulierung der Natrium-Kalium-ATPase-Fuktion (5)
- Antioxidative Wirkungen
- Regulation von Neurotransmittern wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin
- Regulation der Autophagie im zentralen Nervensystem (6)
- Beteiligung am Transport von B-Vitaminen, insbesondere von Cyanocobalamin (B12) und Folsäure (B9).
Nun aber genug fachgesimpelt – Sie wollen nun sicher wissen, wann Lithium konkret hilfreich sein kann und welche Dosis sicher ist. Folgende Indikationen sind bewährt bzw. lt. Studien vielversprechend:
- Seit 1952 hochdosiert (bis 2 g!) bewährt bei bipolarer Affektstörung, Manie und Depression als second-line-Therapie (Cave: in dieser Dosierung verschreibungspflichtig und unbedingt unter ärztlicher Kontrolle und regelmäßiger Serumspiegelbestimmung!)
- Prophylaktisch bei Cluster-Kopfschmerz (Bing-Horton-Syndrom) (14)
- Prophylaxe von Suizidalität (7)
- Positive Auswirkung auf erhöhte Impulsivität und Aggression bei Kindern und Erwachsenen (Add-on bei ADHS?)(12)
- Unterstützend bei Entzugssymptomen im Rahmen von Nikotin- und Alkoholentzug? (14)
- Supportive Behandlung bzw. Prophylaxe der Alzheimer-Demenz? (6)
- Therapieoption bei chronischem Erschöpfungssyndrom und Post-Covid-Syndrom (sozusagen „den inneren Akku aufladen“) (8)
- Supportive Behandlung bei Multipler Sklerose? (3)
- Add-on bei chronischer Darmentzündung? (4)
- Senkung der Gesamt-Sterblichkeit? (18)
In bestimmten Fällen sollte Lithium nur unter Vorsicht und ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Relative Kontraindikationen (Anwendung nur nach Rücksprache mit dem Arzt Ihres Vertrauens) sind:
- Schwangerschaft, v.a. im ersten Trimenon und in der Woche vor Geburt
- Hashimoto-Thyreoiditis (12) und Hypothyreose (Lithium kann die Schilddrüsenhormonsynthese negativ beeinflussen und eine Unterversorgung verschlimmern).
Absolute Kontraindikationen sind:
- ausgeprägte Hyponatriämie,
- schwere Niereninsuffizienz und akutes Nierenversagen sowie
- schwere Herzinsuffizienz und akuter Herzinfarkt.
Nun zur Dosierung: bis auf die Indikation Manie/ Depression, bei der Lithium hochdosiert eingenommen wird, oder schwereren Fällen von Demenz, die ebenso in Ärztehand gehören, kann Lithium zur Prophylaxe und Therapie niedrig dosiert eingenommen werden. Eine solche Dosierung kann individuell abgestimmt 300 µg bis 20 mg pro Tag betragen, wobei laut Schrauzer (2002) und Marshall (2015) in den meisten Fällen 1mg/Tag ausreichend ist (5, 19). Dabei macht es durchaus Sinn, die Lithiumversorgung ihres Körpers vor der Therapie und im Verlauf durch Vollblutmineralanalyse im EDTA-Blut oder durch Haaranalyse bestimmen zu lassen, v.a. bei Schilddrüsenerkrankungen und Nierenfunktionsstörungen. Der optimale Bereich liegt laut IMD-Labor zwischen 0,35 und 1,45 μg/l Blut (20).
Man muss Lithium auch nicht unbedingt supplementieren. Gute Lithiumquellen sind folgende Nahrungsmittel (12, 15):
- Nüsse (8,8 μg/g), v.a. Pistazien
- Getreide (1-4,4 μg/g)
- Fisch (3,1 μg/g)
- Gemüse (2,3 μg/g), v.a. Kartoffel, Tomate und Kohl
- Eier (1,67 μg/g)
- Fleisch (1 μg/g)
- einige Mineralwässer (z.B. San Pellegrino oder Hirschquelle 1,31 μg/g)
Folgende Nahrungsmittel können die Serumkonzentration von Lithium nachteilig beeinflussen: Pasta, Schweinefleisch, Schokolade und andere Süßigkeiten, Softdrinks und Snacks (17).
Sollte der tägliche Bedarf durch die Ernährung nicht gedeckt werden (s.o.g. Testmöglichkeiten) oder sind o.g. Symptome/ Erkrankungen (s. Indikationen) vorhanden, kann eine Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmitteln erwogen werden. Hierfür hat sich v.a. Lithiumorotat als organisches Salz mit hoher Resorbtionsfähigkeit und reduzierter Toxizität im Vergleich zu Lithiumcarbonat bewährt (9). Leider sind Lithiumorotatpräparate europaweit nicht als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen (10). Dabei haben Murbach et al. 2021 in Tierversuchen gezeigt, dass Lithiumorotat bis zu Dosen von 400mg/kg Körpergewicht unbedenklich ist (16). Es gibt jedoch Hersteller, die Lithiumorotat in den Stärken 1mg und 5mg in Deutschland vertreiben.
Wie bereits erwähnt, sollten Sie gerade bei Vorerkrankungen nur unter ärztlicher Begleitung Lithium supplementieren. Folgende Nebenwirkungen könnten durch Überdosierung auftreten (11):
- Schilddrüsenunterfunktion, Kropfbildung
- Nierenfunktionsstörungen (sog. Lithium-Nephropathie)
- Gewichtszunahme (ca. 1kg/Jahr Hochdosistherapie, (13))
- Tremor
- Polydipsie, Polyurie (nephrogener Diabetes insipidus)
- Übelkeit bis zum Erbrechen, Durchfall
- Müdigkeit
- Leukozytose
- in höheren Dosen Krämpfe und Koma
Fazit: sicher ist eine Lithiumsupplementierung nichts für Anfänger. In erfahrenen Händen kann sie aber bei vielen „modernen“ Beschwerden gute Dienste leisten und sollte in einer ganzheitlichen Therapie nicht außer Acht gelassen werden. Wenn Sie eine individuelle Beratung zu Lithium oder Nahrungsergänzung allgemein benötigen, können Sie sich vertrauensvoll an mich als ausgewiesenen Mikronährstoff-Experten wenden. Vereinbaren Sie noch heute einen Termin unter folgendem Link.
Quellen:
- https://www.mdpi.com/1424-8247/18/4/467
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8994831/
- https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0052658
- https://www.researchgate.net/publication/338503961_The_Dual_Effect_of_Lithium_on_Inflammatory_Bowel_Disease_and_Bipolar_Disorder_A_Review
- https://link.springer.com/article/10.1007/s12011-018-1455-2
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24738557/
- https://www.springermedizin.de/suizid/suizid/mehr-lithium-im-trinkwasser-weniger-suizide/18882036?fulltextView=true
- https://fagron.de/rezepturblog-lithium-orotat-rezepturen/
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8413749/
- https://www.lakt.de/index.php/aktuell/bereich-0/artikel-3064/kein-lithium-in-nahrungsergaenzungsmittel
- https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lithiumtherapie
- https://thyroidpharmacist.com/articles/lithium-and-hashimotos/
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/die-lithium-prophylaxe-hohe-effizienz-und-geringes-risiko-bei-regelmaessiger-ueberwachung-1d968fb3-3eed-49fc-a81b-8aa84974d78c
- https://www.klinik-st-georg.de/lithium-ein-wichtiges-mineral-mit-breiter-klinischer-wirkung/
- https://www.mineralienrechner.de/mineralmag/lithium-im-wasser/
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0273230021001136
- https://www.mdpi.com/2072-6643/12/8/2489
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21301855/
- https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0048969721043229
- https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/a-z/mikronaehrstoffe/lithium-als-spurenelement